Differenzierung GS |
- X 200/X 220 -
Kiel, den 8. April 1987
Die verstärkte Durchführung binnendifferenzierender Unterrichtskonzepte
ist kein Schulversuch. Da aber Abweichungen vom bisherigen Grundschulunterricht vorkommen,
ist die Freiwilligkeit der beteiligten Lehrkräfte und die Zustimmung der beteiligten
Eltern unbedingt Voraussetzung.
In Grundschulen kann nach Vorlage eines Konzepts - beginnend mit der 1. Klassenstufe -
verstärkt Unterricht in individualisierenden und differenzierenden Lernformen angeboten
werden. Die Mindestschülerzahl dieser Grundschulklassen soll 15 betragen. Bei
mehrzügigen Grundschulen kann ein Zug in dieser Weise geführt werden, es können jedoch
auch alle Züge in dieser Form arbeiten.
Es werden je Klasse zwei (höchstens drei) Lehrer so ausgewählt und eingesetzt, daß sie
den gesamten Fachbedarf abdecken. Dies ist insbesondere für den Vertretungsfall
notwendig.
Je Klasse werden zusätzlich zur verbindlichen Stundentafel sechs bis sieben Lehrerstunden
zugeteilt. Davon sind zwei Stunden für ein erweitertes musisches Angebot bzw. die dritte
Sportstunde ab Klasse 1 vorzusehen. Es soll versucht werden, jedem Kind die Möglichkeit
zu geben, während seiner Grundschulzeit ein Musikinstrument zu erlernen. Sind hierzu die
äußeren Voraussetzungen nicht gegeben, so können diese Stunden zur Entwicklung eines
anderen Schwerpunktes genutzt werden.
Die Schüler erhalten verstärkt individualisierende und differenzierende Lernangebote in
Form von Wochen- oder Monatsplänen. Diese berücksichtigenden unterschiedlichen
Entwicklungsfortschritt der Schüler. Innerhalb dieses Rahmens ist es denkbar, daß bei
einzelnen Kindern der Leselehrgang erst am Ende der Klassenstufe 2 abgeschlossen ist. Die
verbindlichen Teile des Lehrplans der Grundschule können in diesem Konzept in zeitlicher
und thematischer Abfolge variiert werden. Am Ende der Klassenstufe 3 sind jedoch die
lehrplanmäßigen Ziele dieser Klassenstufe zu erreichen.
Die Klassen sind im Rahmen des Lehrplans frei in der Planung der Lehr- und Lernprozesse
und in der Wahl der Lehrmethoden. Das bedeutet, daß fächerübergreifende und
projektorientierte Unterrichtsvorhaben, Epochalunterricht, Lernen in Lehrgängen und
Unterricht außerhalb des Schulgebäudes weitgehend das Unterrichtsgeschehen bestimmen
können. Hierzu sind variable Pausenzeiten sowie Abweichen vom 45-Minuten-Takt der
Unterrichtsstunden möglich, die Unterrichtszeit insgesamt darf jedoch dadurch nicht
verringert werden.
Diese Unterrichtsform erfordert eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern. Elternarbeit
beinhaltet hierbei regelmäßige Elternabende, Einzelberatung sowie aktive Einbeziehung
der Eltern in die Gestaltung des Schullebens.
Es werden Verfahren zur Beschreibung der Lernausgangslage der Schüler entwickelt, in
denen die Lern- und Erziehungsfortschritte in Entwicklungsberichten fortlaufend
festgehalten werden.
Die Zeugnisse werden in allen Klassenstufen entsprechend der Zeugnisordnung erteilt. Es
ist möglich, daß für die Klassen ein besonderer Zeugnisvordruck entwickelt und
verwendet wird, der für jedes Fach zusätzlich zur Note eine verbale Beurteilung der
individuellen Lernfortschritte ermöglicht.