Chronik |
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Informationsblatt
Zum Führen einer Schulchronik
Kiel, den Juni 1986
In einem preußischen Regierungs-Bulletin vom 22.7.1881 heißt es:
Was endlich die Führung der Schulchronik betrifft, die für manche Schulen
noch nicht eingerichtet ist, so bemerken wir, daß dieselbe nichts anderes sein
soll, als was ihr Name besagt, nämlich eine kurze Chronik der Schule. Wo eine
solche erst eingerichtet wird, da wird es angemessen sein, dieselbe mit einer
kurzen Geschichte der Schule, soweit sie dem dermaligen Lehrer, dem
Schulinspektor oder den Mitgliedern des Schulkollegiums bekannt, zu eröffnen.
In das für dasselbe eingerichtete Büchlein sind dann alle wichtigeren
Ereignisse des Schullebens, mögen sie den Schulort, den Lehrer, die Kinder, die
Schuleinrichtungen usw. betreffen, sauber und sorgfältig einzutragen, um auf
diese Weise den Späteren einen Einblick in die Vergangenheit der Schule zu
gewähren. Daß die Schulchronik nicht der rechte Ort ist, um etwaige Klagen
oder Wünsche zum Ausdruck zu bringen, daß sie vielmehr nur Tatsachen und
Ereignisse schlicht und recht zu verzeichnen hat, ergibt sich aus ihrem Namen.
In den Schulen unseres Landes werden also seit Jahrzehnten Schulchroniken
geführt. Stets werden sie von den Schulaufsichtsbeamten eingesehen, wenn diese
die Schulen besuchen, aber auch Kollegen und interessierte Eltern nehmen gern
einmal darin Einblick, um Wissenswertes über ihre Schulen zu erfahren.
In aller Regel wird die Schulchronik vom Schulleiter oder dessen Vertreter
geführt. Dabei orientiert sich der Nachfolger des Chronisten zumeist an seinem
Vorgänger, wenn er die schwierige Arbeit beginnt.
Der Freiheitsgrad bei der Gestaltung einer Schulchronik ist sehr groß und
sollte auch nicht überregelt werden. Die nachstehenden Gestaltungsgrundsätze
werden empfohlen.
Die Schulchronik sollte über folgendes berichten:
- Die Geschichte der Schule
- Die Geschichte des Schulortes oder des Schuleinzugsbereiches .
- Die Lehrer der Schule, ihren Unterricht, und ihre besonderen Aufgaben
- Die Schüler der Schule und deren Eltern
- Die Zusammenarbeit der Schulleitung mit den Schülern und den Eltern
- Dienstliche Veranstaltungen
- Schulveranstaltungen
- Das Schulgebäude.
Dieser Themenkatalog beansprucht keine Vollständigkeit, er gibt einen
Gestaltungsrahmen.
Eine Schulchronik sollte kein Notizkalender sein. Sie sollte handschriftlich und
in gefälliqer Form geführt werden, wobei alle Berichte nach Möglichkeit durch
Bilder, Zeitungsausschnitte etc. veranschaulicht werden. Ob die Chronik in
gebundenem Format oder in anderer Form erstellt wird, entscheidet der Chronist.
Seine persönliche Note sollte jedoch in jedem Fall in der Darstellung erkennbar
sein. Überhaupt ist jeder Einzelbericht in der Schulchronik auf eine
zusammenfassende Schau abzustimmen, deren letzte Absicht darin läge,
wesentliche Teile für eine Gesamtdarstellung der Schulgeschichte unseres Landes
beizusteuern.
Anzustreben wäre auch, das politische Zeitgefühl in die Darstellungen
einfließen zu lassen; noch besser könnte eine Chronik gelingen, wenn ale
erkennen läßt, wie die pädagogischen Ideen der Zeit sich jeweils in der
Praxis ausgewirkt haben.
Grundsätzlich muß jedoch eigenschöpferisch gearbeitet werden, zuviel
'Gerippe' und Schematismus sind zu vermeiden.
Wird in dieser Weise verfahren, so kann eine gut geführte Schulchronik zu einem
kostbaren Schatz einer Schule werden.